Märchenabend im Hirtenhaus: „Oh Liebe – Torheit, Lust und Freude“


Die Türen und Fenster im Hirtenhaus stehen offen an diesem wunderbaren
Herbsttag. Noch durchfluten die laue Spätsommerluft und die Strahlen der
Nachmittagssonne das historischen Michelbacher Kleinod. Frühzeitig erklimmen die
ersten erwartungsvollen Zuhörerinnen und Zuhörer die steile Treppe.
Doch schon als Thomas Will die Gäste begrüßt, lösen die zahlreichen Kerzen das
Sonnenlicht ab und übernehmen in der hereinbrechenden Dämmerung flackernd die
Beleuchtung des Raumes. Die leise Wärme des Kachelofens, die sich beinahe
unmerklich ausbreitet, lädt ein, sich mit dem Glas Wein in der Hand zurückzulehnen
und in die Welt der Geschichten einzutauchen.
Ein gutes Dutzend Gäste macht sich dann mit der Erzählerin Mara (Dagmar
Konermann) auf den Weg zu erkunden, ob die Liebe eher Torheit oder Lust oder
Freude ist, oder alles zusammen, oder mal das eine, mal das andere. Als Einstieg
erklärt die Geschichte von der Erschaffung der Frau, warum Männer und Frauen
nicht zusammenpassen, und lässt eher die weiblichen als die männlichen Gäste
lächelnd nicken.

Im ersten Teil des Programmes meistern die Protagonisten erwartungsgemäß
schwierige Herausforderungen, bevor es am Ende heißt „Sie heirateten und lebten
glücklich“: der lothringische Holzschuhmacher Hansel, der auf die Prinzessin
verzichtet, um mit seiner Gretel glücklich zu werden; der irische Zwergenprinz, der
mit Großmut die Liebe der Menschenprinzessin erlangt; die chinesische Prinzessin,
die mit einer List den Mann bekommt, in den sie sich verliebt hat.
Mehr Tragik offenbart die zweite Geschichtenrunde: Die Sage vom Mummelsee ohne
glückliches Ende für die Liebenden, weil das Seefräulein eine wichtige Regel
missachtet; die unglückliche Liebe des schönen griechischen Fischersohnes zu
einem reichen Mädchen, die sich erst am Ende eines langen sehnsüchtigen,
entbehrungsreichen Lebens im Alter doch noch erfüllt; die unerfüllte Liebe des
Stiefsohnes zu seiner schönen Stiefmutter, die nur mit einer besonderen List einen
Weg zueinander finden.
So vergeht die Zeit wie im Fluge. Man ist sich einig, dass solch ein wunderbarer,
familiärer und gemütlicher Herbstabend gerne wiederholt werden darf. Und zufrieden
und beschwingt machen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer auf den Heimweg.
Sicher gibt es auf dem Heimweg manches zu erzählen, sind es doch immer wieder
persönliche Geschichten, die durch das Erzählte erinnert werden. Und ist die Liebe
nun eine Torheit oder Lust und Freude? Das muss jetzt doch jeder für sich
entscheiden. Die Geschichten lassen alles offen.

Kategorien Allgemein

1 Kommentar zu „Märchenabend im Hirtenhaus: „Oh Liebe – Torheit, Lust und Freude“

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