Historie

Das Michelbacher Hirtenhaus vor der Übergabe an den Förderverein /Foto: Meinrad Bittmann

Das Michelbacher Hirtenhaus ist eines der letzten seiner Art in der gesamten Region. Das einfache und bescheidene Haus wurde von der Gemeinde für die Dorfhirten erstellt. Die Waldweide war für die Einwohner Michelbachs über Jahrhunderte von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Gemeinde war verpflichtet einen Schweinehirten und einen Viehhirten anzustellen, die die Tiere im Wald beaufsichtigten. Das Wohnrecht im Hirtenhaus war ein Teil der kärglichen Entlohnung.

Schon 1421 wurde in einer Urkunde der Weidegang für Michelbach festgelegt, der ein großflächiges Waldgebiet umfasste. Die Waldweide wurde besonders für die Bucheckern- und Eichelmast der Hausschweine genutzt, aber auch Rinder und Ziegen wurden in den Wald getrieben.

Der Schweinehirt zog von Mai bis zur Schlachtzeit im Spätherbst mit den Tieren in den Wald. Er holte die Schweine im Dorf ab, indem er mit einem Signalhorn blies, und führte sie in die Schweinegründe, wo sie Eicheln, Bucheckern und Kastanien fraßen und nach Kleingetier, Wurzeln und Pilzen wühlten.

Der Weg des Michelbacher Schweinehirten führte vom Hirtenhaus im Oberdorf über die Saugass (heute Schlossgasse) zu den Gewannen Aschofen und Sauläger. Die einfache Wegstrecke betrug ungefähr zwei Kilometer.

Zu den Aufgaben zählte nicht nur das Abholen der Tiere, wobei die Schweine sich selbst dem Hirten anschlossen, sondern besonders das Achten auf die Tiere, wobei sie nicht roh behandelt werden durften. Die Schweine durften auch auf keinen Fall weglaufen und womöglich verunglücken. Außerdem mussten die Hütegrenzen genauestens eingehalten werden.

Der Schweinehirt gehörte zum unteren Rand der dörflichen Gesellschaftsstruktur. Er war im 19. Jahrhundert in Michelbach als Gemeindetaglöhner angestellt und bezog einen Lohn für seine Hütedienste, der vierteljährlich ausbezahlt wurde. Außerdem stellte ihm die Gemeinde eine Armenwohnung im Hirtenhaus zur Verfügung. Zusätzlich erhielt er an Schlachttagen eine Bezahlung in Form von Naturalien wie Wurst, Fleisch und Schmalz.

Mit den Veränderungen bei der Tierhaltung und -mast hin zur Stallhaltung und -fütterung, bei der die Schweine viel schneller und einfacher gemästet werden konnten, wurde die Schweinemast im Wald unrentabel und führte zum Niedergang der Hirtentätigkeit im Dorf. Der letzte Schweinehirte, Josef Bittmann, arbeitete noch bis Mitte der 1930er Jahre in Michelbach.

Das Hirtenhaus übernahm allmählich die Funktion eines Gemeindearmenhauses. Da die Mieteinnahmen gering waren, wurden nie größere Sanierungen vorgenommen, so blieb das Haus weitgehend im Originalzustand erhalten.

Das heutige Hirtenhaus besteht aus drei Bauteilen. Der älteste Teil wurde 1721 errichtet, wahrscheinlich als Ersatz für ein schon 1581 urkundlich erwähntes Hirtenhaus. Der mittlere Teil wurde 1767 angebaut, der kleine Anbau am westlichen Ende entstand 1920.

Dem schnellen Eingreifen der örtlichen Feuerwehr ist es zu verdanken, dass das Haus nicht schon Geschichte ist. Am 11. Dezember 1984 konnte ein Brand gelöscht und somit Schlimmeres verhindert werden.

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